ehren.schnack #05

Auf der Reise durch die pommersche Landschaft christlichen Engagements.
Kurz. Knackig. Informativ.

Haltung & Kante

Nein, jetzt folgt kein Text über das angebrachte Erwachen gegen eine erstarkende menschenverachtende Ideologie im Land. Vielmehr geht heute ein dickes Lob raus an unsere Gemeinden im Kirchenkreis, die durch ihr Christsein mit den Menschen vor Ort demokratisch zusammenleben, ihnen zuhören, sich positionieren und dabei mancherlei Widerspruch aushalten. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich! Sich (ehrenamtlich) einzusetzen und damit öffentlich zum Gesicht "der Kirche" zu werden, ist mitunter schwer. Überall lauert Ambivalenz. Während einige beispielsweise kritisieren, dass Kirche mehr für die Seenotretung tun müsse, verlassen andere das Kirchenschiff, weil diese jetzt "Schleuserei" betreibe. Den einen ist es zu viel Regenbogenflagge, andere belächeln müde, dass Kirche versuche in der Gegenwart anzukommen. Das kann man nun so weiterführend und auf sämtliche Reizthemen anwenden, an denen menschliche Gemüter sich momentan erhitzen. Irgendwie schaffen es die Menschen in unserer Kirche, all das auszuhalten und für andere offen zu bleiben, ohne dabei an eigener Haltung zu verlieren. Wenn das nicht klare Kante ist!

Viellecht ist diese reife Haltung auch Grund dafür, weshalb eine Studie über die Wahrnehmung von Populismus in den Gemeinden des PEK zu der Erkenntnis gelangte, dass jene Menschen, die negative Einflüsse durch Populismus auf die Demokratie und die Zivilgesellschaft erkennen, den Populismus in der Kirchengemeinde tendenziell als weniger problematisch, relevant und verunsichernd wahrnehmen. Wir sind im Dialog und sollten das unbedingt bleiben!

Starke Nerven und Resilienzfähigkeit werden kirchlich Engagierte auch in den kommenden Wochen aufbringen müssen, wenn am 25. Januar die durch die EKD unabhängig beauftragte Aufarbeitungsstudie ForuM zur sexualisierten Gewalt innerhalb der Kirche veröffentlicht wird. Es ist davon auszugehen, dass "die Kirche" in der Folge medial ordentlich auf die Mütze bekommt. Ihren Mangel an verhältnismäßiger journalistischer Darstellung haben norddeutsche Medien erst jüngst unter Beweis gestellt.

In diesen Zeiten dabei zu bleiben, sich nicht entmutigen zu lassen, aus Fehlern zu lernen und sich im Streit zu segnen, ist überaus ehrenwert und zutiefst christlich.

Ernsthaft, ihr seid toll!